„Große helfen Kleinen“
Unser Armutsbild ist durch Bilder absoluter Not und Elend in Ländern der dritten Welt geprägt und verhindert oft genug Erscheinungen gleichen Ausmaßes vor der eigenen Haustür wahrzunehmen.
Kinderarmut hat in Deutschland kaum ein Gesicht, sie ist nur mit sensibilisierter Aufmerksamkeit erkennbar. Betroffene fühlen sich einem großen Druck ausgesetzt ihre Armut zu verbergen. Statussymbole wie Handy und Markenklamotten sieht man, nicht aber den Hunger, den manches Kind schon frühmorgens quält. Sichtbar wird Armut erst bei den zahlreichen in Deutschland eingerichteten Tafeln und die wachsende Zahl der Nutzer.
Nach dem 2009 aktualisierten NRW-Sozialbericht lebte fast jedes vierte Kind im Alter unter 18 Jahren (rd. 776.000) in Nordrhein-Westfalen in einem einkommensarmen Haushalt. Immer noch bestimmt die soziale Herkunft den Bildungserfolg. Vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien leiden darunter.
Besonders hoch sind Armutsrisiken bei Kindern mit
- einem allein erziehenden Elternteil
- erwerbslosen Eltern
- Migrationshintergrund
- mehr als zwei Geschwister
Aber auch bei jedem 6. Vollzeitalleinverdiener mit Kindern im Haushalt reicht das Einkommen nicht aus, um dem Armutsrisiko zu entgehen. (Quelle: Geschäftsbericht 2007 des Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband NRW e.V.)
Forschungsergebnisse zeigen auf, dass arme Kinder eher eine starke Beschränkung der Erfahrungs- Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten erfahren, die mit der Verringerung ihrer Chancen einhergehen, ihre individuellen Anlagen zu entfalten und sie für sich, aber auch für die Gesellschaft einzusetzen.
Bildung als Schlüssel
Die Experten sind sich einig: Der Schlüssel zum Öffnen der Tür, die aus der Armut herausführt liegt im Bildungsbereich. Aber nicht nur die Schulbildung ist Basis für Entwicklung von Kindern, auch im außerschulischen Bereich oder schon im Vorschulalter werden Kinder durch soziale Kontakte und gemeinsame Freizeitaktivitäten geprägt. Hier dürfen Kinder aus armen Familien nicht von ausgeschlossen werden. Hierzu nur ein paar Anhaltspunkte: Arme Kinder haben nur zu 33% Sportfreunde, die anderen hingegen 57,5%, Freunde zu Hause zu empfangen gelingt nur 63,5% gegenüber 82,6%.
Der Kinderschutzbund Hennef möchte mit seinem Patenprojekt „Große helfen Kleinen“ Kindern aus bedürftigen Familien genau diese Erfahrungen ermöglichen. Vorgesehen sind Freizeit- und Fördermaßnahmen wie etwa Selbstverteidigungs- oder Schwimmkurse, die Mitgliedschaft im Sportverein oder bei einer Jugendorganisation. Gefördert werden ausschließlich Mädchen und Jungen bis 16 Jahre. Ausgesucht werden die Mädchen und Jungen, denen das Patenprojekt helfen will, nach der finanziellen Bedürftigkeit. Unterstützt wird das Projekt vom Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Hennef.
Pate werden
Zur Finanzierung des Projektes sind Patenschaften vorgesehen, die von Bürgern, Vereinen, Geschäftsleuten oder Unternehmen aus Hennef übernommen werden sollen. Dabei haben die Paten mehrere Möglichkeiten, den Kindern zu helfen. Beispielsweise mit einer einmaligen Spende oder einem monatlich für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung gestellten Betrag. Diese Mittel, welche einem Sonderkonto zugeführt werden, setzt der Kinderschutzbund ausschließlich zur gezielten Förderung und Integration armer Kinder ein. Ebenso möglich ist die Übernahme einer zeitlich begrenzten Patenschaft für ein Kind zur Teilnahme an einer Förder-Aktivität.