Das Kinderrecht des Monats Januar: Das Recht auf Gleichheit
Der Deutsche Kinderschutzbund in Nordrhein-Westfalen betont:
- Kinderarmut bleibt ein ernstes Problem.
- Sie verstößt gegen das Recht auf Gleichheit.
- Der Hintergrund: 2019 wird die UN-Kinderrechtskonvention 30 Jahre alt. Aus diesem Anlass stellen wir im Kinderrechtejahr 2019 jeden Monat ein Kinderrecht vor und nehmen seine Umsetzung in NRW kritisch unter die Lupe.
Alle Kinder und Jugendlichen haben die gleichen Rechte – unabhängig etwa vom Geschlecht, der Hautfarbe, der politischen Anschauung oder der Herkunft. Niemand darf benachteiligt werden, auch nicht aufgrund seines Elternhauses. So sieht es die UN-Kinderrechtskonvention im Artikel 2 vor.
Wenn es um die soziale Herkunft geht, wird gegen dieses Kinderrecht aber immer wieder verstoßen, auch in Nordrhein-Westfalen: Kinderarmut ist nach wie vor ein gravierendes Problem. Jedes fünfte Kind wächst in Nordrhein-Westfalen in einer Familie auf, die von Armut betroffen ist.
Das geht aus der jüngsten Analyse[1] des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen hervor. Demnach lebten im Jahr 2016 insgesamt 22,3 Prozent der Minderjährigen in Familien, die mit weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens auskommen müssen. Dieser Wert ist über die Jahre kontinuierlich gestiegen.
Der Bundesverband des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) geht davon aus, dass dazu noch die versteckte Kinderarmut kommt, die durch die Statistik nicht abgebildet wird. Denn viele Familien beantragen Leistungen erst gar nicht, die ihnen aufgrund ihres geringen oder fehlenden Einkommens eigentlich zustehen. Von Armut besonders betroffen sind die Kinder von Alleinerziehenden, von gering qualifizierten Eltern oder Mädchen und Jungen, die mindestens zwei Geschwister haben.
„Armut heißt für Kinder nicht nur, zu wenig Versorgung und Geld zu haben“, betont Renate Blum-Maurice, Mitglied des Landesvorstandes des DKSB. Kinder aus sozial benachteiligten Familien müssten auf vieles verzichten, was für Gleichaltrige ganz normal sei. „Arm zu sein bedeutet für Jungen und Mädchen unter anderem auch: Sie nehmen kaum oder gar nicht am kulturellen Leben teil und haben schlechtere Chancen auf einen guten Schulabschluss“, so Blum-Maurice weiter. Das sei oft verbunden mit schädigenden Folgen für ihr Selbstbewusstsein. Armut in der Kindheit wirke sich auf das gesamte Leben negativ aus.
Der Deutsche Kinderschutzbund setzt sich seit Jahren für eine grundlegende Reform der Familienförderung ein. Genauso wie der DKSB bundesweit fordert der Landesverband NRW eine gerechtere Verteilung der finanziellen Leistungen für Familien in Form einer Kindergrundsicherung.
Nähere Informationen dazu unter: www.kinderarmut-hat-folgen.de
Um die Folgen der Kinderarmut abzumildern, machen viele Orts- und Kreisverbände des Deutschen Kinderschutzbundes in Nordrhein-Westfalen Angebote. Hier ein Beispiel:
„Große helfen Kleinen – Hilfe für Kinder in Hennef
„Viele Kinder möchten gerne zu einer Gruppe gehören, zum Beispiel in einem Verein“, sagt Gerlinde Kummer, Vorstandsmitglied des DKSB Ortsverbandes Hennef. „Wenn ihre Eltern aber zu wenig Geld haben, können sie den Mitgliedsbeitrag nicht bezahlen – und die Kinder müssen draußen bleiben.“
In Hennef will das Patenprojekt „Große helfen Kleinen“ in solchen Fällen Abhilfe schaffen. Es ermöglicht seit über zehn Jahren sozial benachteiligten Kindern bis 16 Jahren Freizeit- und Förderangebote. Finanziert werden etwa Mitgliedsbeiträge für Sport- und Musikvereine oder Ferienfreizeiten.
„Auch wenn ihre Eltern wenig Geld haben, sollen die Kinder am gesellschaftlichen Leben in Hennef teilhaben können“, findet Gerlinde Kummer. „Wer zum Sport geht, ein Instrument lernt oder mit anderen ins Zeltlager fährt, stärkt Kontakte und Freundschaften“, erzählt Gerlinde Kummer. „Im besten Fall können wir sozialer Ausgrenzung und kultureller Armut vorbeugen.“
Vor allem das Jugendamt vermittelt Eltern an den Kinderschutzbund, damit sie für ihre Kinder die finanzielle Unterstützung für Sport- oder Musikförderung erhalten. Der Ortsverband arbeitet aber auch eng mit Schulen zusammen, die Mädchen und Jungen für eine Förderung empfehlen. Dabei wird auf Vertraulichkeit großen Wert gelegt, damit die Kinder völlig unbelastet an den Freizeitaktivitäten teilnehmen können. Insgesamt hat „Große helfen Kleinen“ über die Jahre rund 420 Maßnahmen gefördert, wobei viele Kinder über mehrere Jahre gefördert wurden. Das Projekt wird nur über Spenden finanziert und ehrenamtlich organisiert.
Weitere Informationen zu „Große helfen Kleinen“:
https://kinderschutzbund-hennef.de/unterstuetzen/patenprojekt
[1] Quelle: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen: Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen. März 2018
http://www.sozialberichte.nrw.de/sozialberichterstattung_nrw/kurzanalysen/Kurzanalyse-02-2018.pdf